Otto musste mal wieder den Verkäufer spielen, während seine polnische Olle mit ihrem fetten Arsch vorm Fernseher saß. Er hatte für heute die Verkäuferrolle, wie so oft in letzter Zeit. Das hieß, dass er beim nächsten Klingeln aufstehen und verkaufen musste, solange blieb er im Sessel sitzen und sah in seinen kleinen schwarz-weiß Fernseher irgend so eine Serie…
Kling! Wie auf Knopfdruck. Otto schlenderte zum Verkaufsfensterchen und sah zwei bibbernde und Leergutbringende Gestalten. Etwas unbeholfen öffnete Otto das kleine Fenster und erblickte diesen langhaarigen Typen, neben ihm zitterte seine Frau sich zu Tode. Der Langhaarige drückte Otto das Leergut in die Hand, immer diese doofen Flaschen. Da musste Otto sich immer so tief bücken und das tat seinem Kreuz nicht gut. Die leeren Kisten standen einfach zu weit unten… Klack Klack… achtmal…. Merken!… Bevor Otto fragen konnte, bestellte der Langhaarige das obligatorische Bier… Er wusste wie viele und packte die Flaschen in diese ätzend unhandliche Flaschentasche… Otto wusste bescheid, jetzt würden gleich noch die Kippen kommen… Aha… eine und eine. Verzweifelt rechnete Otto schon mal alles im Kopf zusammen, in der Hoffnung, dass er den Endbetrag richtig ausgerechnet hatte. Nach dreimal nachrechnen war Otto sich sicher, das er den richtigen Endbetrag errechnet hatte. Er freute sich innerlich ein Bein ab, weil er es geschafft hatte… Dann der Langhaarige „Schokolade!“… Ach Scheiße! Damit hatte Otto nicht gerechnet, er versuchte cool zu bleiben. Der Langhaarige hatte die Schweißperlen auf Ottos Stirn bemerkt… Es folgten dumme Sprüche… Irgendwie machte dieser Langhaarige ihn immer so nervös, er wusste nicht, woran es lag…. Zwei Tafeln Schokolade dazu… OK, zum Endbetrag kommen noch zwei Tafeln Schokolade… Verzweifelt versuchte er sich im Kopfrechnen, während Otto dem Schalter immer näher kam… Der Langhaarige hatte wieder mal keine Zeit, dieser Hektiker… Eine Tafel dazu rechnen… OK… er würde es unmöglich schaffen auch noch die zweite Tafel dazu zu rechnen… Otto stand unter Stress… Er ist am Schalter angekommen…. Was jetzt? Der Langhaarige hatte bereits seine Patte gezuckt, der wollte zahlen! … Plötzlich hatte er eine geniale Idee… Otto entschuldigte sich bei dem Langhaarigen und erklärte ihm, dass die Schokolade leider schon abgelaufen war. Damit hat sich das Rechnen erledigt… Ein skeptischer Blick vom Langhaarigen und Otto tat so, als ob er vorlesen würde, das die Schokolade seit vier Monaten abgelaufen war. Nö, dann wollte der Langhaarige die nicht! Das wusste Otto doch, war das Problem gelöst.
Leider rechnete Otto nicht mit seiner polnischen Olle, die angeschlichen kam. Verdammt! Sonst blieb die doch auch mit ihrem Arsch zu Hause. Warum heute nicht?… Er hoffte keinen Ärger von ihr zu bekommen und hatte wieder einen genialen Plan. Schnell fragte Otto den Langhaarigen, ob er die Schokolade dann so haben will, also umsonst? Darauf würde der Haarige sich nicht einlassen. Otto hoffte inständig, dass alles ein schnelles und vor allem gutes Ende haben würde. Außerdem hoffte er, gleich nicht wieder mit irgendwelchen dummen Sprüchen bombardiert zu werden, das hatte der nämlich gut drauf. Von hinten fühlte Otto einen Tritt in die Waden, er versuchte noch, die Schokolade vor seiner Ollen unterm Tresen zu verstecken, aber es war zu spät, sie hatte ihn erwischt. Sie passte einfach zu gut auf…
Sie „Was ist mit der Schokolade?!“
Otto „Nuschel. Nuschel.“
Sie „Was sagst Du?“
Otto hielt die Schokolade immer noch in seiner Hand „Ähm, die ist abgelaufen seit vier Monaten…“
Das würde in die Hose gehen.. Seine Olle riss ihm die Schokolade aus der Hand, der Langhaarige wurde immer ungeduldiger. Die Lage spitzte sich zu…
Sie in ihrem polnischen Akzent „Brauchst Du Brille?“ Sie hielt ihm die Schokolade unter die Nase und meinte, dass die noch lange haltbar ist…. Otto war aufgeflogen, was soll’s? Zur Sicherheit hatte Otto sich vor längerem einen Taschenrechner neben die Kasse gelegt, direkt neben den Zeitungen. Tip. Tip. Er nannte mit zittriger Stimme den Gesamtbetrag, dann hörte er seine Olle neben ihm meckern, der Langhaarige war kurz vorm Amoklauf. Ottos Hände fingen zu zittern an, die Nervosität stieg. Zu allem Überfluss trat seine Olle, als Denkanstoss gegen die Leergutkiste. Ach ja, Leergut. Sagte er nicht, dass er es hasste? Wieder lobte er seinen Taschenrechner. Endlich konnte der Langhaarige zahlen. Als Otto dem Kunden das Wechselgeld geben wollte und anfing vor zu zählen, drängte ihn seine polnische Olle beiseite und übernahm das Ganze dann doch besser mal. Die Kasse musste stimmen! Wie er das hasste! Warum musste sich diese polnische Budenbesitzerin immer so aufspielen? Als die Kunden gingen schiss seine Olle ihn erst einmal kräftig zusammen. Was faselte sie da von Mathekurs? Otto brauchte keinen Mathekurs, er brauchte einfach nur Ruhe beim Rechnen… und vielleicht auch etwas länger. Außerdem brauchte er keine nervige Olle hinter sich und keine drängelnde Kunden.
Seit einer Stunde kein Kunde mehr. Otto hockte vorm Fernseher und aß Suppe. Früher bekam er noch polnische Gerichte, heute war Dosenfraß angesagt. Er würgte die mittlerweile kalte Suppe herunter, ein strafender Blick von seiner Ollen im Nacken spürend. Plötzlich riss sie ihm den Löffel aus der Hand, dann nahm sie ihm den Teller weg und meinte, dass er erstmal rechnen lernen sollte. Seufz! War das ein Scheißleben.
Endlich war seine Olle nach Hause gegangen, noch viele Beschimpfungen hatte er sich anhören müssen, aber dann war sie endlich gegangen und überließ ihn den Rest seiner Schicht allein. Nachdem sie gegangen war, wartete Otto noch eine viertel Stunde ab, dann war er sich sicher, sie würde nicht wieder kommen. Endlich Ruhe! Euphorisch betrat Otto den Verkaufsraum, er drehte sich im Kreis und ließ seinen Blick über die Zeitschriften wandern. Na wer sagt es denn! Er tänzelte Richtung Zeitungsständer und schnappte sich die Blitz-Illu, dann machte er es sich im Sessel bequem.
Kling! Gerade mal bis Seite vier gekommen. Verdammt! Angenervt öffnete Otto den Schalter. Dort stand viel Arbeit, vier Erwachsene und ein Kind, alle mit Leergut. Das würde garantiert Kopfschmerzen geben und Otto warf einen schnellen Blick auf seinen Taschenrechner, schon mal zur Beruhigung. Es dauerte ein wenig, aber dann hatte er es geschafft und alle Kunden waren bedient. Auch wenn er das Kind um fünfzig Cent beschissen hatte… Otto hatte das Fenster wieder geschlossen, steckte die Blitz-Illu dorthin, wo sie hingehörte und ging zurück in den Personalraum mit schwarz-weiß Fernseher. Otto war hungrig geworden und auf der Suche nach etwas Essbarem. Nichts. Er durchstöberte die Waren, in der Hoffnung etwas abgelaufenes zu finden. Das hatte ihm seine polnische Olle erlaubt, alles was abgelaufen war, durfte er essen. Aber diesmal hatte er kein Glück, es war nichts Abgelaufenes dabei. Verdammt, damit hatte er doch sonst keine Probleme. Deprimiert ließ er sich in den Sessel fallen. Er wollte versuchen, etwas vor sich hin zu dösen, nur so ein halbes Stündchen. Kurz überlegte er, ob er die Kundenklingel abklemmen sollte? Aber da Otto von so etwas , wie von sie vielem, nicht die geringste Ahnung hatte, ließ er es besser bleiben. Würde womöglich sonst noch einen Kurzschluss geben…
Otto döste vor sich hin… Halbschlaf!… Alptraum!… Otto wurde nervlich fertig gemacht. Der Langhaarige bestellt. Will zahlen. Bestellt gleich drei Dinge auf einmal noch dazu… und will sofort zahlen! Kann passend zahlen, kann nicht passend zahlen. Ottos Kopf qualmt vor lauter Rechnerei… schweißgebadet wacht Otto auf, er hörte das Kling!
Otto öffnete die Luke und sah, dass heute zuviel Kunden mit Leergut unterwegs waren. Manche übertreiben es auch mit dem Leergut, so wie dieser Kunde hier. Der Typ draußen hielt drei voll gestopfte Öko-Beutel in seinen Händen. Otto graute es schon vor der Zählerei, wie er das hasste. Aus kleiner Rachsucht kippte er die Nüschelreste in den Öko-Beutel, das war seine kleine Genugtuung. Da der Kunde Otto sein halbes Leben erzählte, hatte er genug Zeit zum rechnen. Zahlen. Schönen Abend noch. Fenster zu. Otto hoffte, dass dies für heute der letzte Kunde war. Das durfte seine Olle aber nicht wissen, dass er so dachte, das war nämlich geschäftsschädigend.
Zwei Tage später…
Otto wurde mal wieder zum verkaufen verdonnert, er schob eine langweilige Schicht, während seine Olle shoppen war. Er hockte hinter den Zeitschriften und sah hindurch auf die Straße. Vorbeilaufende Menschen. Kinder. Senioren mit und ohne Gehhilfe. Pärchen. Familie mit Hund, der auf den Gehweg kackt. Noch eine Familie, das Psycho-Dreierpack. Bruder und Schwester oder Mutter und Tochter. Optisch extrem widerliche Gestalten. Sie verschwanden in der haltenden Straßenbahn und fuhren Richtung Bochum. Oh, ein Kunde…
Otto „Jaha, bitte schön?“
Kunde „Danke schön. Hahaha!“
Wie Otto solche Scherzkekse hasste und dieser Kunde hatte einiges auf Lager. Wie sollte Otto sich da aufs Rechnen konzentrieren? Der Taschenrechner zeigte den Betrag an. Otto nannte dem Kunden den Betrag „Fünf Euro Achtzig bitte“. Plötzlich hielt der Kunde ihm dieses dämliche Plastikgeld vor die Nase und fragte, ob er auch mit Karte zahlen könne? Ja, verdammt, konnte er! Alles nur, weil seine polnische Olle gestern auf irgend so einer polnischen Verkaufsmesse so ein Kreditkartenlesegerät gekauft hatte. Am Morgen noch hatte sie ihm erklärt, das der Kunde von heute an auch mit Karte zahlen könne. Sie hatte es einfach neben die Kasse gestellt und war gegangen. Ohne genauere Erklärungen.. Und nun stand da so ein dämlicher Kartenzahler und hielt Otto dieses Plastikgeld entgegen. Mit großem Widerstreben nahm er die Karte entgegen, stockte dann kurz und gab sie dem Kunden zurück. Denn Otto war etwas eingefallen… seine Olle hatte heute Morgen vergessen, diesen fetten EC-Aufkleber ins Fenster zu hängen oder zu kleben. „Nein, tut mir leid, so modern sind wir noch nicht“ meinte Otto. Also bezahlte dieser Kunde doch in bar, warum denn nicht gleich so? Irgendwo hatte seine Olle ihm die Gebrauchsanweisung hingelegt, aber Otto wusste nicht mehr wo, eigentlich war es ihm auch egal. Den Rest seiner Schicht hoffte er auf Bargeldzahler, es kamen gar keine Zahler mehr. Otto beschloss Feierabend zu machen und ging nach hause.
Dort bekam er einen Crashkurs in Sachen Kartenlesegerät, halb deutsch und halb polnisch. Otto verstand nur chinesisch und legte sich pennen.
Am nächsten Morgen…
Otto hatte auf übelster Weise verpennt. Mittagszeit! Er sprang auf und kleidete sich nebenbei an. Hektisch rannte er durch die Wohnung. Scheiße! Otto hätte vor fünf Stunden die Bude öffnen müssen! Von seiner Ollen weit und breit keine Spur. Er schnappte sich seinen Schlüssel und rannte Richtung Bude. Von weitem sah er schon, das seine Olle für sein Versagen die Stellung hielt. Das würde eine monatelange Moralpredigt geben.
Mit wütendem Blick sah sie Otto an, als er wie ein begossener Pudel den Verkaufsraum betrat. Sofort begann sie mit ihrer Moralpredigt und endete erst nach einer halben Stunde, dann ging diese polnische Gans nach hause. Jetzt hieß es erstmal wach werden. Vom Morgen war noch Kaffee in der Kanne, zwar heiß aber nicht mehr allzu frisch. Hoffentlich würde sein Magen das mitmachen. Wegen des schlechten Wetters blieben die darauf folgenden Stunden ruhig. Nur gelegentlich ein Kunde, wie zum Beispiel dieser Mittelalter-Typ. Oder dieser Ilja Richter für Arme, er hatte einen Gang wie ein Roboter und trug ne Lederhose. Ansonsten war es aber eine ruhige Schicht.
Otto hatte es sich im Sessel bequem gemacht und gönnte sich ein Bierchen, nebenbei sah er GZSZ… Gute Zeiten schlechte Zeiten. Die gab es bei Otto auch, nur waren die guten Zeiten schon längst vorbei und die schlechten Zeiten wurden immer schlechter. Wie sollte man da glücklich werden? Otto hatte ein Geheimnis, ein Geheimnis, das nur er kannte. Otto spielte heimlich, hinter dem Rücken seiner polnischen Frau, Lotto und nahm an anderen diversen Glücksspielen teil. Letztes Wochenende hatte er an einem Pokerspiel teilgenommen und verlor dabei an nur einem Abend zweitausend Euro. Er war ein Versager, man konnte es nicht anders sagen. Nun hoffte Otto auf sein Glück und spielte Lotto, in der Hoffnung einen Sechser zu haben und dann das Weite zu suchen. Er würde sich absetzten und zwar allein! Sogar einen Fluchtplan hatte er schon ausgetüftelt, bei seiner Ollen musste man wirklich vorsichtig sein! Sie würde ihn nicht einfach so gehen lassen, schon gar nicht mit all dem Geld. Diese Frau hatte die Dollarzeichen in ihren Augen, sie will reich sein. Waren sie aber nicht! Das sagte sie Otto immer wieder mit großem Nachdruck und hinterließ bei ihm Minderwertigkeitskomplexe. Ihr würde er es noch zeigen, wenn er erstmal die Millionen hatte!
Eine Woche später….
Die Polskabude hatte dicht gemacht, Pleite. Und im Lotto hatte Otto auch nicht gewonnen. Ein Verlierer wie er im Buche steht.
Schreibe einen Kommentar